Konzert "250 Jahre Seminarium Musicum"

 
Freitag, 17.11.06 20.00 Uhr

Requiem und Sinfonie funebre von J.M. Kraus
Grabmusik KV 42 und Orgelphantasie f-moll KV 608 von W.A. Mozart

Chor der Jesuitenkirche unterstützt von den Chören von St. Joseph und St. Sebastian
Solisten des Nationaltheaters
Seminarium Musicum

Ltg: Tobias Breitner

Pressestimmen

 

Das Jahr 1756 ist für die Mannheimer Jesuitenkirche gleich in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung. So wurde in diesem Jahr der Bau der Jesuitenkirche vollendet und in Dienst genommen. Die eigentliche Weihe der Kirche nahm der Fürstbischof von Augsburg Joseph von Hessen-Darmstadt allerdings erst 1760 vor.

Um eine angemessene Kirchenmusik sicherstellen zu können, gründeten die Jesuiten 1756 das „Seminarium musicum“ als Teil ihres Gymnasiums, dessen etwa 20 Schüler gegen freie Kost und Logis die sonntäglichen Gottesdienste gestalteten. Das Gymnasium selbst war bereits 1720 entstanden. Die Schüler des Seminariums erhielten neben dem normalen jesuitisch geprägten Unterricht eine umfassende musikalische Ausbildung.

Eines der bedeutendesten Schüler dieses Instituts war der ebenfalls 1756 geborene Joseph Martin Kraus, der später in Schweden als Hofkapellmeister, Leiter der königlichen Oper und Präsident der königlichen Musikakademie unter König Gustav III. Karriere machen sollte. Aus Anlass seines 250. Geburtstags stehen seine Werke in letzter Zeit verstärkt im Mittelpunkt des Interesses. So wurden bei den diesjährigen Schwetzinger Festspielen und am Württembergischen Staatstheater in Stuttgart Opern von ihm aufgeführt.

Dass der bekannteste Jubilar dieses Jahres, Wolfgang Amadé Mozart, ein häufiger Gast der Jesuitenkirche bei seinen Aufenthalten in Mannheim war, darf als bekannt vorausgesetzt werden.

Aus diesen vielfältigen Anlässen ehrt die Pfarrgemeinde der Innenstadt die Jubilare mit einem großen Festkonzert, bei dem Werke dieser beiden unvergleichlichen Komponisten aufgeführt werden. Am 17. November 2006, um 20 Uhr führen die Chöre der Jesuitenkirche, von St. Joseph und St. Sebastian, sowie als Solisten Candace Zaiden (Sopran), Susanne Scheffel (Alt), Stephan Somburg (Bass) und Mitglieder des Nationaltheaterorchesters Mannheim unter der Leitung von Tobias Breitner die folgenden Werke auf:

Das Requiem d-moll VB 1 von Joseph Martin Kraus auf, für Solosopran, Alt und Bass, Chor und Orchester entstand etwa 1775 bei einem Aufenthalt in Buchen im Odenwald. Ein genauer Anlass ist nicht bekannt. Schon bei diesem Jugendwerk zeit sich das außergewöhnliche Talent dieses Komponisten. Seine ergreifenden Symphonie funèbre c-moll VB 148 entstand hingegen als eines seiner letzten Werke für die Trauerfeierlichkeiten nach dem Tod König Gustav III. schrieb, der 1792 einem Attentat auf einem Maskenball zum Opfer fiel. In diesem Jahr erlag auch Kraus seiner Schwindsucht.

Es ist allgemein bekannt, dass Mozart nicht nur als Klaviervirtuose, sondern auch als Komponist ein Wunderkind war. Und so erstaunt es nicht, dass er die ersten Sätze der Grabmusik KV 42 für Solosopran und Bass, Chor und Orchester bereits im Alter von elf Jahren schrieb. Vermutlich wurde dieses Werk für eine feierliche Heilig-Grab-Verehrung an Karfreitag geschaffen. Der dramaturgische Aufbau (ein Dialog zwischen der Seele (Bass) und einem Engel (Sopran) folgt noch den barocken Konventionen. Der etwas später zugefügte Schlusschor weist aber über die konkrete Situation am Grab hinaus und wird zum Gnadengebet der gesamten Gemeinde. Nach den heutigen liturgischen Regeln kann eine solche Karfreitagskantate nicht mehr in der Fastenzeit aufgeführt werden. Ebenfalls aus den letzten Lebensjahren stammt die große „Phantasie f-moll“ KV 608, die sicherlich Mozarts bedeutendstes Werk für die Orgel ist.

 

Tobias M. Eisele

 

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